Sonntag, 11. März 2018

Hustenkonzert

Diese Woche war ich krank und es war ziemlich unklar, ob Dörte und ich wie geplant nach Braunschweig zum Rätseln fahren sollten. Es stellte sich jedoch heraus, dass Joachim und Brigitte ebenfalls an starkem Husten litten und die Ansteckungsgefahr deshalb keine Rolle spielte. Also haben wir uns am Samstag zu einem gemeinsamen Hustenkonzert verabredet.

Naja, genau genommen sind die Frauen zum Shoppen losgezogen, während Joachim mit mir zum Markt ging und mir die erste Aufgabe zum Aufwärmen stellte: Wie lang ist eigentlich die Braunschweiger Elle? Erst wollte ich Joachims Ellenbogen vermessen, aber das hätte wohl nicht gereicht. Am Altstadtmarkt gibt es aber eine öffentlich zugängliche Elle zum Nachmessen. Es fühlt sich an wie die mittelalterliche Version des Scanners im Supermarkt, an dem man den Preis kontrollieren kann.
Die nächste Aufgabe der Rätselkette hatte es dann schon in sich:
Judith hat nichts zum Ablegen des Kopfes. Finde das Goban im Haus, um ihr zu helfen.
So viel sei verraten: Es war nicht Judiths eigener Kopf, den sie ablegen wollte. Die Geschichte ist weltbekannt und häufig bildlich dargestellt worden, eines der berühmteren Bildnisse befindet sich in Braunschweig im Museum.

Joachims Lokalstolz kam jetzt durch: Er konnte nicht umhin zu betonen, dass dies Museum weltweit eines der ersten öffentlich zugänglichen Museen für moderne Kunst gewesen sei. Man hätte fast denken können, er hätte es selbst gebaut!

Judith war schnell gefunden, das Go-Brett, was recht klein dargestellt war, dauerte dagegen etwas länger. Ich fand den Rundgang sehr interessant, obwohl der Besuch von Gemäldegalerien jetzt nicht gerade mein Hobby ist. Die Perspektiven und die Licht- und Schattenspiele sind das Spannende und Unterschiedliche. Komisch fand ich, dass man Bilder wiedererkannt zu haben glaubte (meist Portraits von Männern in schwarzen Roben), es sich aber gar nicht um bekannte Maler handelte. Diese Portraits sehen irgendwie alle ähnlich aus.

Nach dem Museumsbesuch hat Joachim  mir noch alle anderen Plätze der Stadt gezeigt. Als wir zurückkamen, waren die Frauen auch gerade vom Shoppen zurück. Meine Töchter haben in einer spontanen Abstimmung Outfit Nummer 2 für chicer gekürt.
Die restlichen Aufgaben sollten sich vom Sofa aus lösen lassen. Brigitte hatte sich Gedanken gemacht über die Verbindung zwischen Literatur und Zahlen. Das fiel mir schwerer als gedacht, beispielsweise fand ich es nicht leicht, die besondere Bedeutung der Zahl 4340 im Zusammenhang mit einem literarischen Werk, das jung und alt erfreut, zu erkennen. Merkwürdigerweise soll Dörte im ersten Satz die Antwort quasi schon gesagt haben, aber ich habe 2 Stunden lang nicht auf sie gehört.

Das nächste Rätsel befasste sich mit einem chinesischen Gedicht aus der Tang-Zeit:
Zur ersten Frage (was hat das mit der Zahl 149 zu tun?) hatte ich sofort die Antwort. Die zweite Frage, aus welchen Unterbestandteilen das letzte Wort zusammengesetzt war, habe ich auch mit googeln nicht ganz rausbekommen. Ich landete immer beim Radikal 58, welches einen Schweinerüssel darstellen soll. Das passte inhaltlich aber nun gar nicht und Brigittes Erklärung, die man hier findet, ist viel schöner.

Passend zu dieser Aufgabe sind wir in einem Imbiss chinesisch essen gegangen. Hier wird original chinesisch gekocht und ich fand die Suppe ganz schön scharf. Mit der Zeit gewöhnte ich mich aber daran und fand es echt lecker.

Das letzte Rätsel von Brigitte drehte sich um den Wilhelm-Raabe-Literaturpreis der Stadt Braunschweig. Spätestens jetzt waren wir alle schon im Klugsch...-Modus angekommen: So wusste ich z. b. beizusteuern, dass Wilhelm Raabe in Eschershausen geboren wurde. Bei der Recherche kamen dann auch lustige Anekdoten über Wilhelm Raabe hoch:
  • Aufdringliche Rundfragen waren dem Dichter zuwider. So antwortete er einmal auf die Frage, welche Bücher für seinen Werdegang von grundlegender Bedeutung gewesen seien: "Das meiste verdanke ich dem Kochbuch meiner Mutter und dem Sparkassenbuch meiner Frau."
  • Als Wilhelm Raabe einem Zeitschriftenverleger ein Manuskript zur Veröffentlichung übersandt hatte, sagte ihm jener: «Zahle Honorar rar!» Raabe replizierte schlagfertig: «Liefere Beiträge träge!»
Ich sollte die Zahl 1959 mit dem Literaturpreis in Verbindung bringen. Nach den ersten Erfahrungen mit Brigittes Verbindungen zwischen Literatur und Zahlen habe ich ziemlich viel für möglich gehalten. Ziemlich nah dran war z. B. der Durchschnitt über das Geburtsjahr der Preisträger mit 1959,923. Das traf es aber eben nicht genau und gerundet wäre es ja 1960.

Als ich dann eine Primfaktorzerlegung des gewünschten Ergebnisses machte, fing Brigitte an zu lachen und Joachim meinte nüchtern, dass ich mich auf Operationen einer Abelschen Gruppe bei den Berechnungen beschränken könnte. Woraufhin wir beide den frühen Tod des berühmten norwegischen Mathematikers bedauerten. Klugsch...-Modus halt.

Am Ende hatte ich die Berechnungsformel dann raus und ich durfte mich der letzten Aufgabe widmen. Es drehte sich um das Modell der Altstadt von Braunschweig um das Jahr 1671, welches mir Joachim am Vormittag gezeigt hatte. Brav zählte ich aus dem Gedächtnis alle Kirchen auf, aber Joachim wollte auf etwas anderes hinaus: Die Schanzanlagen an den Umflutungsgräben. Diese sind nach einem Vorbild gestaltet, das wir vor über 8 Jahren mal besucht haben und der Name dieses Ortes ist das Lösungswort.

Meine Erinnerung war scharf und gemeinsam konnten Joachim und ich Dörte klarmachen, dass sie damals auch dabei gewesen war. Sie verdächtigt mich ja immer, dass ich ihr Erinnerungen einrede. Das Lösungswort habe ich jedenfalls sofort ausprobiert und jetzt weiß ich, dass ich als nächstes nach Flensburg reisen darf.

Wir haben dann noch ein wenig geklönt (fast mehr gehustet als geklönt) und sind relativ früh ins Bett gegangen. Heute früh haben wir das schöne Wochenende mit einem gemütlichen Frühstück beim Sonntagsrätsel ausklingen lassen. Vielen Dank für das schöne Wochenende, Joachim und Brigitte! Und werdet schnell gesund!

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